12. Etappe: Mega Dereio - Edirne
28.02.2012 - Mit 135 Tageskilometern nähere ich mich Istanbul nur ein bisschen. Es hätte aber auch schlimmer kommen können, ich bin nämlich eingeschneit...
Vorsichtig, damit ja kein Schnee in meinen Schlafsack gelangt, strecke ich meinen Kopf aus dem Biwacksack. Verdammt, woher kommt denn jetzt der ganze Schnee her? Die Gartenlaube hat nicht genug Schutz geboten. Wie gesagt, ich bin eingeschneit. Weil ich ja nicht ewig rumliegen kann winde ich mich aus meinem schön warmen Schlafsack und zieh mir erstmal alles an was ich dabei habe. Das ist natürlich etwas übertrieben und ich muss nach kurzer Zeit wieder die Hälfte ausziehen, sobald ich mich bewege, fühlt es sich gar nicht mehr so kalt an.
Sogar das Kondenswasser im Biwacksack ist auf meiner Matte gefroren. Im Fussbereich sieht mein Schlafsack ähnlich aus. Als ich fertig gepackt habe, geht es los in den Schnee. Ich schiebe los. Soviel Schnee ist das doch gar nicht, denke ich beim ersten Schritt aus der Gartenlaube, doch das ist verdammt viel Schnee. Warum ich keinen Ständer an meinem Rad habe? Weil es auch prima ohne geht. Also los gehts. Ich schiebe und schiebe. Es geht besser als erwartet nur so komm ich trotzdem nie ans Ziel...
Langsam aber sicher gewinnt die Sonne im Verlauf des Vormittags den Kampf gegen die Wolken. Die einzigen Spuren im Schnee stammen von mir.
Ich habe Durst, mein Wasser ist jedoch eingefroren. Mit dem Messer arbeite ich mich durch das Eis um ein zwei Schlücke zu erwischen
Ich habe mal wieder verdammtes Glück. Die Strasse wird geräumt und ich kann vorsichtig weiter fahren. Aber wenigstens kann ich fahren, ganz im Gegensatz zum griechischen Militär, das steckt nämlich etwas abseits der Strasse mit drei Geländewagen im Schnee fest und schaufelt sich frei...
Nach Mega Dereio ist die Strasse breiter und frei und ich fahre wieder schneller. Eine Ausnahme bildet nur dieser eisbedeckte Abschnitt in einer Kurve, den ich viel zu spät sehe und deshalb meine Bekanntschaft mit der Strasse etwas intensivieren darf. Doch auch den zweiten Sturz überstehe ich ohne Verletzungen.
Mikro Dereio ist zwar nur ein winziges Dorf, doch es hat eine Bar in der ich frühstücke. Dort treffe ich eine Frau, die in Düsseldorf arbeitet. Schön, mal wieder deutsch zu sprechen. Es spricht sich herum. das ich da bin und immer wieder kommt jemand herein und ich werde über meine Reise ausgefragt. Mit ihr als Übersetzerin gehts das wunderbar. Das Frühstück geht aufs Haus und auch für die Aufstockung meiner Wasservorräte muss ich nichts bezahlen. Später bemerke ich dann, dass ich meine Essensvorräte in dem Dorf liegengelassen habe....
Ich folge einem Fluss, verlasse das Gebirge und wechsel auf die Hauptstrasse nach Orestiada.
Auf der Strasse sind viele Lastwagen unterwegs, und ganz die neueste ist sie auch nicht mehr. Ich versuche immer wieder an eine Landkarte der Türkei zu kommen, doch es gelingt mir nicht. Immer wieder komme ich an überschwemmten Feldern vorbei.
Nach dem Mittagessen wird die Strasse dann richtig gut. Wenn ich nicht soviel Gegenwind hätte, würde ich sehr gut vorwärtskommen. In einer Tankstelle finde ich dann endlich eine Türkeikarte. Endlich ein Problem weniger.
Bei Sonnenuntergang überquere ich die griechisch-türkische Grenze und komme ein letztes mal in Konflikt mit griechischen Hunden. Das ging folgendermassen: Nachdem ich auf griechischer Seite meine Pass gezeigt habe, fahre ich in Richtung türkischem Grenzposten. Zwischen den Grenzposten hat sich das griechische Militär breit gemacht und das hat Hunde und weil wir ja noch in Griechenland sind, passt natürlich mal wieder keiner auf sie. Mittlerweile habe ich mich einigermassen an die Hundeverfolgungen gewöhnt, doch diese Hunde sind ein bisschen grösser und vor allem aggressiver. Die lieben griechischen Soldaten haben selbstverständlich nicht den Anstand ihre Hunde zurückzupfeifen, aber ich bin ja gleich in der Türkei. Dort wird soeben ein amerikanisches Basketball Team kontrolliert bzw. lassen sich einige derZöllner mit den grossgewachsenen Spielern fotografieren. Ich stelle mich hinten an der Schlange an und bekomme einen Stempel in meinen Pass. Das wäre geschafft, denke ich und fahre los. Dann geht beim Zoll plötzlich ein Geschrei los. Ich soll zurückkommen. Der Zöllner hatte angenommen, dass ich ausreise und den falschen Stempel verwendet. Dann kann es weiter gehen, leider auf einer gepflasterten Strasse. Bis ich Edirne erreiche wird mein Gepäck ordentlich durchgeschüttelt. Edirne ist eine wunderschöne Stadt. Meiner Meinung nach um einiges sehenswerter als Istanbul, nur habe ich keine Zeit lange dort zu verweilen.
Noch 213 Km bis Istanbul verrät mir ein Wegweiser am Stadtrand von Edirne. Das ist immer noch viel aber wenn ich morgen einen guten Tag habe nicht unrealistisch, jedenfalls nicht wenn ich heute noch etwas fahre. Ich stoffe also schnell 200 g Cornet Beef in mich hinein, das letzte Essen was ich noch habe und weiter gehts. Die Strasse macht fast keine Kurven und so geht es vorwärts, Hügel hoch Hügel runter. Wirklich weit komme ich dann irgendwie doch nicht. Stattdessen finde ich aber einen Feldweg auf dem ich übernachte.