14. Etappe: Çorlu - Istanbul
01.03.2012 - Die letzten 122 Kilometer nach Istanbul. Am Morgen geht es unglaublich gut vorran, der Nachmittag ist eine Qual. Da ein Hügel dem nächsten folgt mache ich sogar 700 Höhenmeter.
Der Wetterbericht hat ziemlich mieses Wetter gemeldet, es kommt aber zunächst anders. Neben blauem Himmel haben wir auch noch Rückenwind. Es macht richtig Spass. Am Morgen im Hotel habe ich mich noch mit einem in Dortmund lebendem Türken unterhalten. Er warnt uns vor den türkischen Autofahrern. Er selber fürchte hier jeweils um sein Leben. Das ist verständlich, der Fahrstil der Autofahrer ist insbesondere Radfahrern gegenüber extrem rücksichtslos. Es gilt das Recht des Stärkeren. Ausserdem warnt er uns vor Istanbul, er rät uns wenn wir irgendein Problem hätten nur mit der Polizei zu reden, sonst könne man keinem trauen. Hier auf dem Land sei das noch anders, aber in Istanbul müsse man verdammt aufpassen. Wenn das nicht Lust auf Istanbul macht! Der Gute übertreibt zwar etwas, aber ein bisschen Wahrheit steckt schon dahinter. In Istanbul wurde ich jedenfalls nur deshalb angesprochen, weil mein Gegenüber scharf auf den Inhalt meines Geldbeutels war.
Eric ist gesundheitlich etwas angeschlagen. Wir machen also öfters Pausen, trotzdem sind wir in einem schier unglaublichen Tempo unterwegs. Auf dem Seitenstreifen sammelt sich der Dreck der Strasse und entsprechend sieht auch mein Rad aus...
Je näher wir Istanbul kommen, desto mehr nimmt der Verkehr zu. Ein paar mit Booten beladene Lastwagen hemmen das Tempo der Autos etwas, und wir können für eine Weile sorgenfrei fahren...
Das Wetter entspricht jetzt langsam aber sicher den Angaben des Wetterberichts. Es fängt an zu regnen, dazu weht ein eiskalter Wind. Ich behalte meine Sturmhaube deshalb sogar für Fotos an.
Zur Stärkung gib es Fischbrot. Der Fisch wird uns als hochwertiges Importprodukt aus Norwegen angepriesen, da kann ja niemand nein sagen und ich esse gleich fünf davon. Jetzt sind es nur noch 20 Km bis zum Zentrum. Endlich können wir die autobahnähnliche und äusserst gefährliche Hauptstrasse verlassen und auf eine etwas kleinere, aber immer noch gefährliche Strasse wechseln. Ziemlich durchnässt kommen wir im Zentrum an.
Eric hatt sich ein paar gute Herbergen (im Internet wurden sie zumindest als gut bewertet) aufgeschrieben, die wir nun aufsuchen. Die erste Herberge: Kaum haben haben wir vor der ersten Herberge angehalten, werden wir auch schon hereingebeten und nach unserem Wohlergehen befragt. Nur sie sind laut eigenen Angaben völlig ausgebucht. Was das "kommt doch herein", dann sollte weiss ich auch nicht. Bei der zweiten Herbe hat es keinen Platz für die Fahrräder und bei der dritten auch nicht. Langsam kommt uns der Verdacht, dass die ganzen schönen tollen Herbergen keine Radfahrer haben wollen. Schliesslich nimmt uns dann doch jemand auf. Die Mitarbeiter der Herberge diskutieren etwas darüber, wo wir unsere Räder und das dreckige Gepäck am besten abstellen können. Sie kommen zu dem Schluss, dass es das Beste sei, wenn wir alles mit ins Zimmer nehmen. Ich buche für sechs Nächte. Eric kann sich nicht entscheiden wie lange er in Istanbul bleiben möchte. Schlussendlich bleibt er dann genau so lange wie ich...