17. Etappe: Sadovo - Sofia
09.03.2012 - Und wieder einmal habe ich einen guten Tag. 200 Km sind doch echt eine tolle Sache mit einem schwer beladenen Fixie. Das Streckenprofil sieht übrigens etwas zu krass aus, tatsächlich waren es 1000 Hm, also nicht übermässig viel.
Eigentlich wollte ich so früh es geht los, doch ich habe Schwierigkeiten aus dem Bett zu kommen. Es ist schon fast acht Uhr und ich bin immer noch keinen Kilometer gefahren. Ein typisches Problem wenn ich in einem Hotel übernachte, dass ich zulange schlafe... Vor dem Hotel befindet sich eines der vielen in Bulgarien herum stehenden Kampfflugzeuge. Das muss natürlich fotografiert werden, schliesslich haben sie eine entscheidende Gemeinsamkeit mit meinem Fahrrad: Sie sind schnell. Jedenfalls wenn sie in Betrieb sind und nicht nur die Landschaft verschönern bzw. verschandeln.
Schliesslich bin ich dann bereit und fahre ab. Es geht durch eine noch im Morgennebel versunkene Ebene. Nach 40 Minuten Fahrtzeit erreiche ich Plovdiv. Ich folge den Wegweisern, lande auf der Strasse mit wohl den meisten Schlaglöchern Bulgariens. Nach etwa 6 Km merke ich dann, dass ich mich verfahren habe. Auf die Autobahn will ich ja gerade nicht. Ich darf also wieder zurück und einem Schlagloch nach dem anderen ausweichen...
| Ja was warst denn du mal, als du noch gelebt hast? |
| Bushaltestellen hat es hier viele, einen Bus habe ich bisher aber nicht gesehen. |
Nachdem ich Bulgarien bis jetzt als von Bergen umgebene Ebene kennengelernt habe, geht es jetzt langsam aber sicher in die Berge. Gut zu wissen, dass ich nicht allzu weit hoch muss...
Die Strasse folgt der Eisenbahnlinie und ist daher nicht steil, ich merke gar nicht wirklich, dass es hoch geht, aber das kann natürlich auch daran liegen dass ich unglaublich sportlich bin.
Irgendwann verweist der Wegweiser nach Sofia auf eine ziemlich grosse Strasse. Weil ich keinen Umweg fahren will und ich keinen anderen Weg ausfindig machen kann, folge ich ihm. Laut meiner Landkarte bin ich jetzt auf der Autobahn, die aber nicht als solche bei der Auffahrt angeschrieben ist. Hier bemerke ich zum erstenmal das ich eine ziemliche Acht im Hinterrad habe. Auf der holprigen Landstrasse ist mir das gar nicht aufgefallen...
Bei der ersten Abfahrt verlasse ich die Autobahn wieder und fahre bzw. schiebe mein Rad einen zimelich steilen Hügel hoch. Wohin mich die Strasse führt, weiss ich nicht so recht, doch mir ist gerade alles lieber als die Autobahn. Ausnahmsweise hat es hier wieder Hunde, die mir das Leben schwer machen. Einer von ihnen schien mal vor ein Auto gekommen zu sein, ihm fehlte ein Bein.
Oben auf dem Hügel ist eine Tankstelle. Ich erkundige mich nach dem Weg nach Sofia. Die Antwort war Autobahn, wiedereinmal das einzige gemeinsame Wort. Als ich dem Tankwart klar machte, dass ich mit dem Fahrrad darauf keine Lust habe, verweist er mich auf eine andere Strasse. Er betont aber, dass es sich um einen Umweg handle und ich besser auf der Autobahn fahren würde. Es ging dann alles bergab bis zur Eisenbahnlinie. Immer ein gutes Zeichen. Allzu falsch kann ich nicht gefahren sein, wenn die Eisenbahnlinie, die ebenfalls nach Sofia führt neben der Strasse auftaucht...
Auch diese Strasse führt wieder auf die Autobahn. Bis kurz vor die Stadtgrenze von Sofia...
Endlich erreiche ich Sofia. Ich beschliesse heute noch durch die Stadt zu fahren und am anderen Ende entweder im Freien oder in einem Hotel zu übernachten.
Um nicht auf der Stadtautobahn zu landen, geht es ohne zu Wissen wohin weiter über eine Strassse mit Kopfsteinpflaster und mein Gepäck wird so richtig schön durchgeschüttelt. Ich verfahre mich erstaunlicherweise nicht und erreiche das Zentrum. Wegen der Acht im Hinterrad halte ich Ausschau nach einem Fahrradgeschäft, sehe aber keinen. Ich folge der Strasse Richtung Belgrad. Bei einem Hotel frage ich nach einem Fahrradladen, niemand weiss wo einer ist. Zu einem kleinen Streit kommt es mit einem Autofahrer, der denkt ich hätte ihm meinen Mittelfinger gezeigt, sonst gibt es keine Zwischenfälle. Ich hatte ihm auch nicht den Mittelfinger gezeigt. Ich hatte nämlich keinen Anlass dazu. Da er nur bulgarisch spricht ist unsere Kommunikation etwas sinnlos. Als die Stadt schon fast zu Ende ist, verfahre ich mich doch noch, aber es sind nur wenige Kilometer Umweg. In der Nähe der Stadt kann ich es schlecht abschätzen, ob ich an einem Ort wirklich ungestört bin. Ich nehme also das nächst beste Hotel an der Strasse. Es ist wieder sehr günstig und selbst wenn es etwas teuerer wäre, würden Preis und Leistung noch stimmen...
Zum Abendessen gibt es dann ungefähr 1 kg Fleisch mit wenig Grünzeug, so dass ich meine Energiespeicher wieder auffüllen kann. Während ich es mir gut gehen lasse, sind die Leute um mich herum tüchtig am Feiern. Ein Betrunkener der ständig fast umfällt will, dass ich mich zu ihm und seinen weniger betrunkenen Kollegen setzte und mittrinke. Ich bin nur verdammt müde und verziehe mich lieber in mein warmes Bett...