18. Etappe: Sofia - Deligrad
10.03.2012 - Ein weiterer Tag an dem ich gut vorankomme. In Zahlen ausgerückt heisst das 210 Km und
1000 Hm. Es ist mein vierter Tag seit der Abfahrt in Istanbul auf dem Rad und ich kann trotz Gegenwind immer noch ordentlich viele Kilometer machen - von Müdigkeit keine Spur.
Heute habe ich wieder Gegenwind. Bis Bern wird das immer so sein. Entsprechen langsamer komme ich vorran. Gestartet bin ich ungefähr um 7:30 Uhr. Zum Frühstück gabs 200 g Schokolade und ein stark zuckerhaltiges Getränk. Neben meiner Acht bemerke ich ein weiteres technisches Problem: Bei meinem Gepäckträger fehlen zwei Schrauben, das ganze hält nur, weil ich über das ganze noch zwei Spannsets gezogen habe. Die Suche nach passenden Schrauben gebe ich aber schon nach einem misslungenen Versuch auf. Solange das Gepäck einwandfrei hält, sind mir zwei fehlende Schrauben ziemlich egal. An einem Bauernhof, auf dem gerade ein Esel geschlachtet wird vorbei, geht es jetzt in Richtung serbische Grenze...
Kurz vor der Bulgarischen Grenze. An einer Tankstelle gebe ich meine letzten Lew aus. Auch hier besteht der Zoll wieder aus verschiedenen Posten. Einer der bulgarischen Zöllner findet es toll, dass ich eine Radtour mache. Nachdem er meinen Pass kontrolliert hat, quatschen wir noch ein bisschen. Auch beim serbischen Zoll läuft zunächst alles reibungslos. Vor mir sind ein paar Deutsche und ich unterhalte mich während wir warten müssen. Als ich schon denke alles sei vorbei und losfahren will, kommt plötzlich ein älterer Zöllner zu mir und will mein Gepäck kontrollieren. Ich soll mein ganzes Gepäck abnehmen und kontrollieren lassen. Das passt mir gar nicht, weil dann mein Gepäckträger nach hinten fällt. Meine Frage, ob es denn wirklich notwendig sei die Taschen vom Rad zu nehmen wird nicht verstanden. Wo ich genau mit dem Gepäck hin soll hab ich nicht ganz verstanden. Ich stelle mich also hinter eine Gruppe, deren Reisebus gerade von oben bis unten auseinander genommen wird. Das ist der falsche Platz. Ich werde nach vorne zitiert und darf meine Taschen auf einem Tisch ausräumen. Ein jüngerer Zöllner kommt hinzu und kontrolliert ganz genau. Matte und Biwaksack werden aus der Hülle genommen und unter die Lupe genommen. Als er mit der einen Tasche fertig ist geht er wieder und lässt seinen älteren Kollegen weitermachen. Ganz oben in der zweiten Tasche befindet sich mein Mobiltelefon. Der Zöllner, der mich vorher nicht verstanden hatte, spricht plötzlich fliessend deutsch. Ja, das sei ja wirklich ein tolles Ding, wie viel das denn in der Schweiz kosten würde usw. Er hört auf mein Zeug zu kontrollieren, setzt sich hin und während ich zusammenpacke, unterhält er sich mit mir. Beim Aufladen der Taschen hilft mir dann einer der Busreisenden, die immer noch am Warten sind. Jetzt kann ich endlich losfahren. Der Zeitverlust am Zoll wird zum Glück durch den Wechsel in eine andere Zeitzone weitgehend ausgeglichen.
Die Landstrasse auf der ich unterwegs bin, ist die einzige Verbindung zwischen Serbien und Bulgarien, entsprechend viele LKWs sind hier unterwegs. Wenn es keinen Gegenwind hätte, könnte ich davon profitieren, dass die Strasse ganz leicht bergab geht...
| Baut Brücken zueinander!!! |
In Serbien begegnen mir drei bulgarische Rennradfahrer, die wie ich am Morgen in Sofia losgefahren sind, nur halt etwas später. Ich fahre ein bisschen in ihrem Windschatten. Nachdem ich in Pirot Geld rausgelassen habe, esse ich noch etwas mit ihnen, dann trennen sich unsere Wege wieder. Aus Versehen lasse ich am Automaten zuviel heraus. Deshalb gebe ich in den nächsten Tagen möglichst viel für essen aus um das wieder Geld loszuwerden...
| Das Befahren mit Pferdekutschen ist hier verboten, deshalb der Feldweg nebendran... |
Vielleicht liegt es daran, dass ich in Bela Palanka ein zweites Mittagessen hatte, dass ich trotz Gegenwind ziemlich gut voran komme. Ich fahre nun eine enge Schlucht hinunter. Zum Glück hat es gerade nicht allzu viel Verkehr, sodass ich die Landschaft auch geniessen kann.
Nachdem ich die felsige Gegend hinter mir gelassen habe, erreiche ich ziemlich bald Niš. Zwar brauche ich auch hierfür Zeit, doch diese vergeht für mich gerade wie im Flug. Ich halte nicht an, sondern fahre weiter... Das nächste Ziel für heute heisst Aleksinac. Ich finde eine gute Strasse und ich komme weiterhin ziemlich flott vorwärts, bis es plötzlich wieder hoch und runter geht. Weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich überhaupt auf der richtigen Strasse bin, habe ich keine Lust mich richtig anzustrengen. Ich habe Hunger und halte Ausschau nach einem Restaurant. Schliesslich erreiche ich Aleksinac, ich finde kein Restaurant und ausserdem verfahre ich mich. Als ich nicht mehr weiss, wo ich bin, drehe ich um und fahre zum Ortseingang zurück. Ich muss etwas einkaufen und fahre deshalb zu einer Autobahnraststätte. Diese ist von der Landstrasse leider nicht erreichbar, dafür finde ich aber wieder die richtige Strasse. Es kann weitergehen. Nach wenigen Kilometern verfahre ich mich schon wieder und lande in einem Industriegebiet. Da es schon spät ist, folge ich der Strasse, diese wird zu einem Feldweg. Auch diesem folge ich. Am Ende des Weges steht nur leider ein bewohntes Haus. Da es überall Hunde hat, die auf mich aufmerksam machen, kehre ich um und fahre weiter ...und weiter ...und weiter. Gegen Mitternacht finde ich dann einen Schlafplatz... Durch das ständige verfahren, habe ich am Abend ziemlich viel Zeit verschwendet, aber gar nicht so viele Kilometer gemacht. Die Zeit hätte ich besser in etwas mehr Schlaf investiert...