27.Etappe: Innsbruck - Wattwil
Um 5:30 holt mich der Wecker aus meinen Träumen. Nach einem gemütlichen Frühstück auf dem Zimmer (das im Preis inbegriffene Frühstück gibt es erst um 7 Uhr und ich wollte nicht warten...) Als ich den Schlüssel abgebe meint einer der Mitarbeiter, dass es kein Problem gewesen wäre, mir etwas früher das Frühstück zuzubereiten (ich hätte halt direkt in der Küche nachfragen sollen und nicht an der Rezeption...) Ich trinke noch schnell einen Kaffee und unterhalte mich, dann gehts aber wirklich los. Als ich am Haupteingang vorbei bin, wird mir noch zum Abschied hinterher gewunken. Das nenne ich doch mal nett... An der ersten Kreuzung treffe ich aber auch schon auf den ersten Deppen des Tages: Der Autofahrer vor mir vertreibt sich die Wartezeit an der roten Ampel damit seine Frontscheibe zu Putzen. Ich krieg das Zeug natürlich mitten ins Gesicht und kann jetzt aus Erfahrung sagen, dass Scheibenputzmittel in den Augen brennt. Ich beschwere mich lautstark, der Fahrer versteht zunächst nicht was ich will, schaut mich verständnislos an und fährt davon. Etwas später sehe ich ihn wieder. Er hat mittlerweile verstanden um was es ging und entschuldigt sich.
Die Strassen sind noch etwas nass vom Regen und überall steigt Nebel auf. es ist wie im Märchen. Ich folge mal wieder einem Radweg und fahre Umwege. Da ich in den Alpen bin und auf den Arlbergpass hoch will geht meine Strecke stetig Bergauf...
Zum Glück ist der Arlbergpass auch wirklich offen. Wäre er geschlossen gewesen, hätte ich einen ziemlichen Umweg fahren müssen. Höchstwahrscheinlich hätte ich aber den Zug genommen. Ich will nämlich so schnell wie möglich nach Hause. Das wollte ich zwar schon als ich in Venedig losgefahren bin - deshalb auch die Rekordgeschwindigkeit, ich wollte das ganze schnell hinter mich bringen - jetzt habe ich langsam aber sicher genug vom alleine durch die Gegend düsen. Ich brauche wieder Menschen um mich herum. Und zwar welche die ich kenne!!!
Was soll denn das heissen? Winterausrüstung erforderlich? Ich denke an Schneeketten und rechne mit einer verschneiten Strasse. Die Warnung ist aber völlig unbegründet, die Strasse in bestem Zustand... Mir ist sie nur etwas zu steil und ich schiebe mal wieder... Keine Gangschaltung bzw. eine eher für die Ebene gedachte Übersetzung ist hier nicht von Vorteil...
Trotz schieben komme ich oben an. Die Abfahrt ist zunächst etwas steil, mit nur einer Bremse vorne getraue ich mich nicht so schnell zu fahren und verwende sie dementsprechen oft. Die Bremsblöcke sind nicht mehr ganz optimal eingestellt, einer schleift etwas am Reifen. Um nicht wegen einem geplatzten Reifen zu stürzen - die Felge wird durch die starke Belastung auch ziemlich warm - schiebe ich an den steilen Stellen. Das ist zwar etwas erbärmlich, ich will aber die Schraubenschlüssel jetzt nicht auspacken. Das Problem mit der heissen Felge würde dadurch ja auch nicht gelöst. Eine Bremse am Hinterrad ist wegen der acht in diesem nicht denkbar...
Die Skipiste verläuft stellenweise direkt neben der Strasse...
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Endlich ein Wegweiser auf dem das ersehnte CH steht. Mittlerweile bin ich in Feldkirch...
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Ich fahre so schnell es geht der Schweizer Grenze entgegen, doch erst muss ich ja noch durch Liechtenstein. Das hat zur Folge, dass ich nachdem ich durch den schweizerischen Zoll gekommen bin noch gar nicht in der Schweiz bin. Der schweizerische Zöllner ist zunächst etwas kühl, ob ich Akohol oder Zigarretten dabei habe? Nein, natürlich nicht... Er glaubt mir, dass ich wohl auf jedes Gramm unnötiges Gewicht freiwillig verzichte. Ob ich auf einer Weltreise sei? Nein, auf der Heimreise. Er nimmt meinen Pass und verschwindet mit ihm um in am Computer zu kontrollieren. Völlig verwandelt kommt er zurück. "Ach so, Sie wohnen in Bern. Ja, dann noch schöne Heimfahrt."
In Wattwil habe ich einen Schlafplatz auf sicher. Jetzt muss ich nur noch dahin kommen. Endlich in der Schweiz. Um nach Wattwil zu gelangen, muss ich nur über die im Hintergrund sichtbaren Berge und noch etwas weiter, es sind noch etwa 50 Km. Zum erstenmal auf meiner gesamten Tour höre ich während dem fahren Musik. Die Freude schon bald zuhause zu sein und die Musik in den Ohren bringen mich dazu Höchstleistung zu bringen. Ich sprinte den Berg hoch, wenn es zu steil ist und ich schieben muss, renne ich. Die Steigung ist aber länger als erwartet und ich wechsel wieder zu einem normalen Tempo. Meine gute Laune bleibt jedoch erhalten. Ich habe die Distanz etwas unterschätzt, doch allzu spät ist es auch noch nicht als ich Wattwil erreiche. Hier wohnt ein Studienkollege von mir (mit ihm habe ich auch die kleine Städtereise durch Nord-Italien gemacht) bei dem ich übernachten kann. Endlich mal wieder ein bekanntes Gesicht... Zum Schlafen komme ich dann erst ziemlich spät...