3. Etappe: Martinsicuro-Campomarino



19.02.2012 - Weil es gestern spät geworden ist und ich wegen einem bellenden Hund etwas unruhig geschlafen habe, bleibe ich etwas länger liegen und frühstücke in der warmen Sonne. Erst nach 9 Uhr fahre ich los. Es bleibt mir weniger Zeit zum Fahren und ich mache nur etwa 170 Km...




...und ab gehts auf die Hauptstrasse, auf der schon eingie Radfahrer unterwgs sind. Ich bin diesmal nicht der erste. Neben ganz normalen Rennradfahrern, sind auch einige Teams mit richtigen Tieffliegern dabei, die hier durch die Gegend rasen... 
Auch wenn es Sonntag ist, finde ich einen geöffneten Supermarkt - Glück gehabt, ich hab nämlich nichts mehr zu Essen. Weiter geht es auf einer eher kleineren Strasse nach Pescara...



Ich fahre nun schon seit drei Tagen Richtung Süden, aber wärmer wird es deshalb noch lange nicht. Es hat nun sogar wieder richtig viel Schnee. Die meisten Olivenbäume sind unter der Last den Schnees zusammengebrochen. Ihre Äste liegen abgebrochen am Boden oder ihre Stämme sind gespalten...





Radfahrer zum Windschattenfahren finde ich heute nicht sehr viele, ich bin auf der zum Teil etwas hügeligen Strecke zu langsam. Gegen Mittag habe ich dann doch wieder zwei gefunden, die sich für mich im Wind abrackern, aber nur für wenige Kilometer, dann ist ihre Ausfahrt zu Ende. Sie fahren trotz des Verkehrs nebeneinander, die breite Strasse lässt das eigentlich auch zu, ausserdem sind sie innerorts genauso schnell wie die Autos. Zudem ist das in Italien scheinbar üblich, dass Rennradfahrer nebeneinander fahren... Trotzdem gibt es immer wieder Autofahrer die hupen, diese bekommen von ihnen dann ganz nette Ausdrücke zu hören. Wenn einem Autofahrer das nicht passt und er das Fenster herunterlässt um auch mal etwas zu sagen, bekommt dieser dann noch mehr Nettigkeiten zu hören, so dass er gar nicht zu Wort kommt. Einer der beiden kam dann einmal zu mir und erklärte mir, dass italienische Autofahrer und Autofahrerinnen nicht Autofahren können, das ist die einzige Unterhaltung mit ihnen, sie sprechen beide kein Englisch, ein Gespräch miteinander wäre also sowieso etwas schwierig. Zum Abschied übergeben sie mir ihre übriggebliebebenen Müsliriegel und ich kann mich etwas stärken...




Seit drei Tagen fahre ich nun schon der Küste entlang, doch besonders oft bekomme ich das Meer nicht zu Gesicht. Die Strasse ist meistens etwas weiter im Land, nur wenn das Gelände etwas steiler wird, kommt die Strasse ans Meer.
Gegen Nachmittag ist es vorübergehend nicht mehr so flach wie zuvor, gegen Abend wird es jedoch wieder besser. Ich versuche an den Steigungen mit dem Tempo der Rennradfahrer mitzuhalten, diese finden das unterhaltsam wie ich mich mit meinem einen Gang abkämpfe und verlangsamen für kurze Zeit sogar ihre Geschwindigkeit. Lang kann ich jeweils nicht mithalten...



Der erste Tunnel auf meiner Tour in der Nähe von Ortona...




Die Zeit vergeht wie im Flug, ein-, zweimal verfahre ich mich ein bisschen, sonst passiert nichts spektakuläres. Der Tag neigt schon bald dem Ende zu, ich geniesse die letzten Sonnenstrahlen und freue mich auf die Nacht. Ich ahne ja nicht was mir bevorsteht.... 



Zunächst lief alles gut. Ich war auf einer flachen Strasse mit wunderbarem glatten Teer unterwegs und konnte ein Wahnsinnstempo fahren. Das ging solange gut, bis ich einen kleinen Farbeimer aus Blech übersah bzw. überfuhr. Ich erwischte den Eimer natürlich voll mit dem Vorderrad und schon hatte ich einen Platten. Hätte ich doch den Reifen ein bisschen mehr aufgepumpt. Naja, solche Sachen gehören halt auch dazu, blöd nur wenn es im Dunkeln passiert und man drei Kilomter schieben darf um eine anständige Beleuchtung zu finden. Dafür war es hier, einer Autobahnraststätte zwischen Vasto und Termoli (genauer: Marina di Montenero und Scalo Ferroviario  ) jedenfalls taghell, das Schieben hatte sich also gelohnt (Nein, ich war nicht auf der Autobahn unterwegs. Die Autobahn war hier nur in der Nähe der SS16 und die Raststätte erreichte ich auf einem kleinen Nebensträsschen).
Ich wechselte nicht nur den Schlauch aus, sondern auch gleich den Reifen. Der alte hatte nämlich schon ein paar tausend Kilometer gemacht. Deshalb hatte ich auch einen bzw. zwei Ersatzreifen dabei. So etwas braucht natürlich seine Zeit, anschliessend ging es weiter. Ohne es zu merken verlasse ich die SS16 und fahre auf einer nicht auf meiner Karte eingezeichneten grossen Umgehungsstrasse weiter. Wirklich wohl fühle ich mich auf dieser Schnellstrasse nicht, für Radfahrer ist sie jedenfalls ungeeignet. Zum Glück ist es schon etwas spät und es hat nicht viel Verkehr. In der Nähe von Termoli versuche ich die Strasse zu verlassen, nachdem ich einen Ort umrundet habe, bin ich wieder am Ausgangspunkt. Jetzt habe ich die Wahl zwischen einer Strasse, von der ich nicht weiss, wo sie hin führt, und der Schnellstrasse, die ich versucht habe zu verlassen. Selbstverständlich entscheide ich mich für letztere.
Da die Strasse nur unter Brücken über keinen Seitenstreifen verfügt, ist es ja eigentlich gar nicht so schlimm. Es kommt ein längerer Tunnel, auch diesen durchfahre ich. So geht es weiter bis sich die Strasse teilt, ich folge der Abfahrt zur SS16 Richtung Foggia und lande auf einer zweispurigen bzw. vierspurigen Strasse ohne Seitenstreifen mit Schallschutzwänden an der Seite. Die Autos rasen an mir vorbei, mit einem wirklichen Wahnsinnstempo. Trotz funktionierendem Rücklicht und oranger Warnweste habe ich Angst, dass mich jemand übersieht - bei der nächsten Ausfahrt verlasse ich die Strasse, es hat einen Wegweiser Richtung Foggia, diesem folge ich. Kurze Zeit später erreiche ich eine Kreuzung, die Abzweigung links führt, wie ich gesehen habe in eine Sackgasse, die rechts sieht auch nicht besonders einladend aus. Ich fahre also auf der breiten Strasse geradeaus - ein Fehler. Wäre ich rechts abgebogen, hätte ich nach wenigen hundert Metern die SS16 erreicht und hätte weiter Richtung Süden fahren können - unter einer Brücke der SS16 durch, hinein in ein Quartier mit Einfamilienhäusern. Ich fahre Richtung Norden bis fast zurück nach Termoli, wo ich dann endlich wieder auf die richtige Strasse wechsle. Ich esse etwas Mozzarella, dann geht es weiter, vorbei an Campingplätzen. Das im Kreis Gefahre hat Zeit gekostet, es ist jetzt schon bald 23 Uhr und ich suche mir einen Schlafplatz. Ich biege rechts in ein kleines Strässchen ab und fahre bis ich zu ein paar Bäumen komme. Unter diesen lege ich mich schlafen...