4. Etappe: Campomarino - Masseria l'Oliva
20.02.2012 - 135 km Tageskilometer sind keine besonders gute Leistung. Ich bin erst gegen 9 Uhr, also ziemlich spät gestartet, und fahre am Abend auch nicht unglaublich lang, da ich in Bari so oder so auf die Fähre nach Igoumenitsa um 20 Uhr warten muss. Zudem bin ich langsam aber sicher auch etwas erschöpft vom vielen Fahren. Ich bin zwar einigermassen in Form gestartet, trotzdem muss sich mein Körper an die tägliche Belastung gewöhnen und dementsprechend wird es schwieriger morgens bei Zeiten aus dem warmen, gemütlichen Schlafsack herauszukriechen...
Ich habe neben einem Campingplatz übernachtet, am Vorabend sah das Ganze aber eher wie ein Luxusanwesen aus...
Die Strasse, auf der ich heute unterwegs bin, ist nur sehr schwach befahren, trotzdem aber sehr breit und in gutem Zustand. Das Fahren macht so trotz Müdigkeit richtig Spass. Während ich gestern noch im Winter gefahren bin, ist es hier heute schon Frühling. Überall sind Menschen damit beschäftigt, etwas zu pflanzen oder zu ernten, und überall duftet es nach Fenchel. Das ist auch kein grosses Wunder, dauernd überholen mich Lkws, die mit Fenchel vollbeladen sind. Die LKWs fahren direkt aufs Feld, dort werden sie beladen und der Fenchel abtransportiert. Ob ein Teil davon auch in die Schweiz gelangt frage ich mich...
Neben Ackerbau gibt es hier vereinzelt auch Viehwirtschaft. Und so sehe ich ab und zu mal ein paar Kühe oder Schafe und sogar Büffel. Dort, wo es Schafe gibt, da hat es, wie ich feststelle, leider auch Schäferhunde. Als mir vier grosse Tiere hinterherrennen, versuche ich ihnen so schnell es geht davonzufahren, doch sie sind mindestens genauso schnell wie ich, wenn nicht sogar schneller. Nur die Ausdauer fehlt ihnen und so habe ich nach einem Kilometer fahren wieder meine Ruhe...
| Ein alter Kilometerstein, der in Padua beginnenden SS16 Adriatica und noch dazu ein ganz böser... |
Mittlerweile bin ich in Foggia, einem Ort, der grosse Ähnlichkeiten mit einer Müllhalde hat, jedenfalls am Ortseingang entsteht dieser Eindruck.
Ich brauche ewig um einen Laden zu finden und als ich nach dem Einkaufen vor dem Laden sitze und etwas esse, kommt ein junger Mann zu mir und möchte mir sein Wechselgeld schenken. Ich lehne dankend ab. Ausgerechtnet in dieser Müllhalde werde ich für mittellos gehalten? Frechheit sowas...
Nachdem ich Foggia verlassen habe, sind es nur noch 125 km bis Bari. Zuviel um die Fähre nach Igoumenitsa um 20:00 Uhr zu erreichen (es ist 16:34). Ich freue mich schon auf einen lockeren nächsten Tag und nehme mir vor heute nicht mehr allzu lang zu fahren. Die Strasse gefällt mir im Moment auch nicht so, ich fühle mich zwischen den Leitplanken etwas eingeklemmt. Doch zum Glück hat es fast keinen Verkehr.
Schon bald bricht die Dämmerung herein und die letzte Nacht in Italien und die vierte draussen liegen vor mir. Wie das halt mit guten Vorsätzen ist, kann ich mich nicht daran halten und fahre auch im Dunkeln weiter. Ich nähere mich nun wieder der Küste, die ich zum Umfahren einer Halbinsel verlassen hatte. Der Gedanke wieder ans Meer zu gelangen treibt mich eine Weile an. Als ich dann aber zwischen Weinreben eine einigermassen erträgliche Schlafstelle sehe, lasse ich es bleiben...