5. Etappe: Masseria l'Oliva - Bari



21.02.2012 - Der erste Abschnitt ist fast geschafft, Bari liegt lediglich 65 Km entfernt und erst um 20 Uhr geht die Fähre. Ich könnte mir also Zeit lassen, beeile mich aber trotzdem. Es ist empfindlich kühl und ich muss mich bewegen oder neben dem langen Unterhemd unter der Jacke einen Pullover tragen. Ich entscheide mich natürlich für die erstere Variante.
Ich habe den richtigen Feldweg in die Reben zum Übernachten gewählt, an allen anderen Stellen sind Menschen am Arbeiten. Neben der Hauptstrasse hat es eine kleine Strasse, auf der ich ungestört fahren kann. Natürlich geht das nicht immer so schön weiter und ich muss mir die Fahrbahn wieder mit Autos und Lastwagen teilen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich auf der Strasse auf der ich unterwegs bin mit dem Fahrrad fahren darf. Ich schaue immer wieder nach einem Schild, welches das Fahrad fahren verbietet, finde jedoch keines. Auch scheinen sich die Autofahrer nicht an mir zu stören, auch wenn ich ihnen manchmal ziemlich im Weg bin, sondern weichen schön brav auf die linke Spur aus. 
Bei der Ausfahrt "Trani Sud" ist ein Lastwagen umgekippt, es wimmelt nur so von Polizisten. Auch sie scheinen sich nicht daran zu stören, dass ich auf einer autobahnähnlichen Strasse unterwegs bin. Da ich Hunger habe, suche ich mir ein einen Platz zum Essen. Direkt neben der Ausfahrt verschlinge ich das, was ich noch habe, hauptsächlich Mozzarella. Da ich geschwitzt habe, ist mein Hemd nass und ich friere innerhalb kürzester Zeit. Da die Auffahrt aufgrund des Unfalls gesperrt ist, folge ich auf gut Glück einem winzigen Strässchen. Dieses führt mich vorbei an aggressive kläffenden Hunden durch einen Steinbruch und als ich mir langsam Sorgen mache, ob ich mich nicht verfahren habe, zurück zur "SS16Bis". Im Industriegebiet von Molfetta kaufe ich mir in einem Sportgeschäft zwei günstige Sonnebrillen: Eine ziemliche dunkle, damit die Sonne mich nicht blendet und eine mit ziemlich hellem Glas, eher als Windschutz als als Sonnenschutz. Letztere hat eine gelbe Tönung, die alles etwas wärmer erscheinen lässt. Das funktioniert sogar. Wenn ich aufgrund der Brille glaube, es sei wärmer, fühle ich mich wohler. Da ich auf der Landkarte gesehen habe, dass Griechenland nicht so dicht besiedelt ist und es daher ziemlich bescheuert wäre, wenn mir die Ersatzschläuche mitten in der Wildnis ausgingen, habe ich auch noch fünf Schläuche gekauft, habe jetzt also sieben... 
Da ich mit dem vielen Gepäck am Hinterrad einen breiteren Reifen wegen des höheren Komforts bevorzuge und mein verbliebener Ersatzreifen mir zu schmal ist, kaufe ich mir dann auch noch einen breiteren Reifen. Jetzt habe ich wieder zwei. Dann geht es weiter, ich überquere die "SS16Bis", durchquere das Stadtzentrum von Molfetta und fahre anschliessend der Küste entlang auf der alten, schwach befahrenen "SS16". Es ist schön wieder ohne auf den Verkehr achten zu müssen zu radeln... In Giovinazzo esse ich dann zu mittag. Durch das Fahren ist mir warm geworden. Während die Einheimischen in Jacken und Mänteln herumlaufen, esse ich meinen Mozzarella mit Brot im T-Shirt. Bevor ich anfangen kann zu frieren, mache ich mich weiter auf den Weg nach Bari. 
Es geht weiter auf der alten verlassenen Küstenstrasse. Diese ist nach wenigen Kilometern aber wieder zu Ende. Als es anfängt zu regnen, verfahre ich mich erstmal, gelange, aber dann wieder auf die "SS16". Dort hat es gerade einen Massenunfall gegeben. Einer ist einem anderen Autofahrer seitlich rein gefahren und der ganze Rest konnte nicht mehr bremsen und ist diesen hinten rein gefahren. Neun Autos stehen kreuz und quer in der Gegend rum und versperren die zwei Spuren, während sich ihre Fahrer und Fahrerinnen gegenseitig anbrüllen und mit den Händen fuchteln. Ich schlängle mich an ihnen vorbei und habe die die letzten Kilometer bis Bari nicht nur den Seitenstreifen, sondern auch zwei Spuren für mich allein. Weil es regnet, kann ich das Ganze bloss nicht so richtig geniessen. Meine Füsse werden nass und das hab ich nicht so gern.
Der Hafen ist schnell gefunden. Doch wo kann ich mir eine Fahrkarte nach Igoumenitsa kaufen? Ich suche und suche und suche. Schlussendlich frag ich beim Zoll nach und erhalte die gewünschte Information.
Nachdem ich die Fahrkarte gekauft habe verbleiben mir sechs Stunden bis zur Abfahrt. Zuerst suche ich mir aber mal eine Bäckerei, das dauert zwar etwas länger als erwartet, schliesslich finde ich dann eine und verbringe den gesamten Nachmittag mit Essen und Musik hören. Herrlich!
Endlich darf ich auf die Fähre. Während des Wartens, lerne ich ein paar Bulgaren kennen, die mir empfehlen zurück über Bulgarien, Serbien usw. zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich aber den gleichen Weg zurückfahren. Die italienischen Zöllner verzichten darauf mein Gepäck zu durchleuchten als sie sehen, wie dreckig meine Taschen sind.
Jetzt bin ich auch auf dem Schiff. Dieses ist zwar nicht ganz leer, aber irgendwie schaff ich es doch eine Reihe Sitze für mich in Anspruch zu nehmen und kann daher sehr gut schlafen. Die erste Nacht drinnen nach einer gefühlten Ewigkeit im Freien...