7. Etappe: Ioannina - Vatolakkos, Grevena
23.02.2012 - Mit 130 Tageskilometern komme ich wieder nicht so weit wie erhofft. Das liegt einerseits am Gegenwind und andererseits an 2200 Hm Anstieg...
Ein neuer Tag. Über Nacht sind die Wolken verschwunden und es scheint die Sonne. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch Ioannina folge ich dem Wegweiser nach Thessaloniki. Bis dahin sinds aber noch 300 Km. Natürlich geht es wieder bergauf der Wind ist im Vergleich zum Vortag wie gesagt auch nicht schwächer geworden. Durch die schöne Landschaft radeln macht aber trotzdem Spass...
Kaum ist die erste Steigung bezwungen, kommt auch schon die nächste. Unten im Tal habe ich mich mit Wasser und Chips eingedeckt und verkrieche mich vor dem Wind hinter einem Felsen. Ein Autofahrer bietet an mich mitzunehmen. Ich lehne dankend ab, worauf er erklärt, dass ich verrückt sei. Radsport scheint in Griechenland nicht sehr beliebt zu sein.
Der Strassenstaub und wohl auch das Kettenöl haben meine Hosen ziemlich schmutzig gemacht. Doch das ist nicht wirklich ein Problem. Störend hingegen ist der Wind, insbesondere in kleinen Seitentälern sammelt er sich und bläst mich von einer Strassenseite zur nächsten. Wie am Vortag muss ich zwischen Fahren und Schieben ständig abwechseln...
Während ich mich auf und ab kämpfe nimmt die kaum befahrene Autobahn einen flacheren Weg und ich wünsche mir, dass ich auf der Autobahn fahren darf. Stattdessen führt mich mein Weg aber über abenteuerlich aussehende Brücken. Noch sind die Schneeberge am Horizont und werden fleissig fotografiert. Die Sonne brennt auf mich herunter, ich muss meine Wasservorräte auffrischen und bemerke, dass ich keine Sonnencreme dabei habe. Bevor ich mir welche kaufen kann, verbrenne ich mich erstmal ordentlich...
Zum Glück ist der Katara Pass offen, sonst hätte ich umkehren und einen ziemlichen Umweg fahren müssen. Ich rechne zu diesem Zeitpunkt nicht mit einem richtigen Pass, ich hatte ja keine Ahnung dass das Teil 1600 m hoch ist. An vielen Stellen liegen Felsbrocken auf der Strasse. Wenn ich hier bei Nacht runter fahren würde, würde ich so etwas höchstwahrscheinlich zu spät sehen und ziemlich böse stürzen, aber es ist ja Tag und ich fahre in die andere Richtung.
Immer wieder werde ich von Hunden verfolgt, meistens war jedoch jemand in der Nähe und pfeifft die Viecher zurück oder sie können auf Grund des Geländes die Strasse nicht erreichen. Nur selten rennt ein Hund für längere Zeit bellend neben mir her und stört mich in meiner Ruhe...
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen in Metsovo eine Pause zu machen und Essen einzukaufen. Als ich jedoch sehe, dass ich dazu einen Umweg ins Tal hinunter machen müsste, lasse ich es bleiben und faste bzw. gehts einfach weiter durch den Schnee. Die geräumte Strasse führt mich auf eine Art hügeliges Hochplateau. Es hat einen Skilift und die Häuser sind allesamt im Schnee versunken. Griechenland habe ich mir also etwas anders vorgestellt. Da es schon nachmittag ist, sehne ich mir die Abfahrt hinunter ins Tal herbei, doch diese will einfach nicht kommen. Da ich aufgrund des fehlenden Mittagessens ziemlich müde und erschöpft bin, erscheint es mir wie eine Ewigkeit bis es schliesslich es dann doch runter geht. Ich komme immer wieder an nicht geräumten Abzweigungen vorbei. Die an einer solchen Strasse liegenden Dörfer sind scheinbar durch den Schnee von der Aussenwelt abgeschlossen...
Endlich geht es wirklich runter. Endlich erreiche ich eine Ortschaft, nur dummerweise ohne Laden, jedenfalls nicht direkt an der Strasse und suchen will ich auch nicht. Bis ich ein Schild sehe, das so wie ich es verstehe, vor die Strasse überquerenden Bären warnt, gesehen habe, wollte ich im Schnee schlafen. Ich weiss zwar bis heute nicht, ob es wirklich das bedeutet, was ich dachte, aber man kann ja nie vorsichtig genug sein. Ich will mir ein Hotel oder so etwas suchen und vor allem einen Laden, ich bin schliesslich am Verhungern. An der einzigen geöffneten und ziemlich einladend aussehenden Herberge düse ich jedoch vorbei, ich will mindestens bis zum Einbruch der Dunkelheit noch ein paar wenige Kilometer machen. Ich fahre also weiter und weiter.
Es geht wieder hoch und runter und irgendwann entgültig runter. Es ist mittlerweile dunkel geworden, die Häuser direkt neben der Strasse scheinen alle verlassen zu sein, jedenfalls sehe ich nirgendwo ein brennendes Licht. Es gibt zwar Dörfer in der Nähe, diese sind leider etwas abseits. Langsam aber sicher verlasse ich die verschneite Gegend und komme in ein Tal. Als ich eine Pause mache, um mir einen Pullover anzuziehen, hält ein Polizeiauto neben mir. Der Polizist will aber nur wissen, ob alles in Ordnung sei und düst dann weiter. Ich natürlich ihm hinterher her Richtung Grevena.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich schliesslich Grevena und kann mich kurz vor Ladenschluss noch mit Lebensmitteln eindecken. Ich stopfe Brot mit Feta und Chips in mich hinein und gehe weiter. Ein Hotel suche ich nicht mehr. Ich bin nicht mehr oben in den Bergen und Schnee hat es auch nicht mehr so viel. In Grevena ist gerade Fasching, für sowas habe ich aber keine Zeit. Langsam kann ich mich nicht mehr richtig konzentrieren und es kommt vor, wenn ich bergauf fahre, dass ich aus versehen von der Strasse abkomme. Ich brauche dringend etwas Schlaf. Mein Traumplatz unter einer Brücke ist leider von einem unüberwindbaren Zaun umgeben, im nächsten Dorf rennen mir dann wieder Hunde hinterher. Es dauert eine ganze Weile, bis ich eine hundefreie Gegend zum Schlafen finde. Da ich ziemlich müde bin, habe ich keine grossen Ansprüche mehr und es genügt mir ein Platz direkt an der zu dieser Uhrzeit unbefahrenen Strasse.