8. Etappe: Vatolakkos, Grevena - Polymylos
24.02.2012 - Mit 75 Tageskilometern und auch nur 800 Hm ist dieser Tag eine Katastrophe. Natürlich hatte ich mal wieder Gegenwind, aber am Nachmittag ausnahmsweise auch mal Rückenwind. Dass ich trotzdem nicht vorwärtskomme liegt daran, dass ich vom Vortag erschöpft bin, mich am Morgen erst nach 10 Uhr auf den Weg mache und mir bereits bei Sonnenuntergang, also um ungefähr 18 Uhr einen Schlafplatz suche.
Als ich aufwache, ist mein Schlafsack ganz weiss vom Raureif. Ich habe den Biwaksack nur als Unterlage benutzt um weniger zu schwitzen. Es ist bereits 8:30 Uhr und die auf der gestern noch unbefahrenen Strasse ist ganz schön was los. Doch trotz des Verkehrs bin ich nicht aufgewacht, der lange Vortag hat also Spuren hinterlassen. Ich trödel etwas herum anstatt sofort alles so schnell wie möglich zusammen zu packen und loszufahren. Während ich gemütlich in der Sonne frühstücke, lasse ich meine vom Tau nassen Sachen trocknen...
Plötzlich hält ein dunkles Auto an und zwei schwarz gekleidete Männer steigen aus und kommen auf mich zu. Die Polizei besucht mich. Zum ersten Mal kontrollieren sie meinen Ausweis und fragen, woher ich komme. Ob ich noch mal sagen könne wie ich heisse, wann und wo ich geboren sei, wo ich wohne usw. Wo ich übernachtet habe. Hier (sieht man doch). Ob, das alles mein Gepäck sei. Ja. Ob ich Drogen dabei habe. Nein. Ganz sicher? Ja, ganz sicher. Ob, er mal in meine Taschen schauen könne. Ja.
Ich darf meine Taschen ausräumen und den Inhalt auf der Erde verteilen.
Während sie sich noch weiter mit meinem Pass beschäftigen, packe ich meine Sachen.
Endlich lassen sie mich laufen, raten mir aber etwas versteckter zu übernachten. Irgendjemand aus dem nächsten Dorf hätte sie gerufen, deshalb hätten sie mich kontrolliert.
Die Landschaft hat sich im Vergleich zum Vortag ziemlich stark verändert. Es ist zunächst noch ziemlich windig und hügelig. Dann wird es etwas flacher, doch mir fehlt die Kraft wirklich Tempo zu machen und ich habe keine Lust mich zu quälen. Ich will nur dass der Tag so schnell wie möglich vorbei geht.
Die Schneeberge kommen wieder näher, ziemlich lustlos trampel ich ihnen entgegen...
Die Gegend ist nicht besonders dicht besiedelt. Ich fahre durch kleine Dörfer und an einzelnen Bauernhöfen vorbei. Auch heute verfolgen mich ab und zu Hunde, meistens kommt gleich ein ganzes Rudel vom nächsten Hof her angerannt. An einer Tankstelle sehe ich dann doch noch, dass es auch ruhige Hunde gibt. Kein seltenes Bild in Griechenland sind tote Hunde. Die Strassengräben sind stellenweise voll von ihnen. Dann weiss ich schon im voraus, dass bald wieder eine Horde kläffender Hunde hinter mir her rennen wird...
Im Laufe des Tages wird es etwas flacher, immer seltener muss ich einen Hügel hochfahren. Thessaloniki rückt auch näher. und nach dem Mittagessen habe ich sogar für eine Weile Rückenwind. Ein gutes Gefühl wieder vorwärtszukommen.
Gegen Abend stehe ich vor einem Berg. Der Rückenwind wird zu Seitenwind und die Steigungen sind so steil, dass ich oft schieben muss. Vor Sonnenuntergang werde ich nicht oben ankommen. Ich suche mir deshalb einen windgeschützten Platz, um früh schlafen gehen zu können. Hinter einem verfallenen Haus finde ich Unterschlupf. Mitten in der Nacht wache ich wegen dem einem Windstoss auf, nach zwei weiteren Windstössen, die ich schon von weitem kommen höre, ist aber wieder Ruhe...