Die Testfahrt




28.05.2012 - 145 Km, 3900 Hm. Noch immer habe ich kein modernes Fahrrad, sondern nur mein Fixie... Weil ein Sommer ohne Radfahren vergeudete Zeit ist, plane ich aber schon wieder an meiner nächsten Tour. Diesmal sind ein paar Alpenpässe fällig. Am Arlbergpass und in den griechischen Bergen hatte ich mit meiner 46 zu 16 Übersetzung Probleme den hohen Gang zu treten... Für eine Alpentour mit Gepäck brauche ich also eine andere Übersetzung. Bevor ich aber auf gut Glück Änderungen an meinem Rad vornehme, will ich eine kleine Testfahrt machen, um mich mit dem Pässe fahren auf einem Fixie vertraut zu machen.
Als ich am Sonntag den 27.05.2012 erwache und keine Lust habe, mich mit meinem Prüfungsstoff zu beschäftigen, sehe ich den Augenblick gekommen, dieses Vorhaben umzusetzen. Es folgt ein kurzer Anruf bei einem Kollegen und schon habe ich einen Schlafplatz in der Nähe von Scuol. Zwei Stunden später sitze ich dann auch schon im Zug.
Vom Bahnhof Scuol-Tarasp geht es noch ein Stück berghoch bis zu meinem Ziel. Trotz des grossen Gangs geht das Fahren ziemlich gut, ich kann nur nicht auf dem Sattel sitzen, sondern muss im Wiegetritt fahren. Wegen einer roten Ampel bei einer Baustelle muss ich meine Fahrt kurz unterbrechen. Hier bemerke ich mein grösstes Hindernis: Das Anfahren am Berg erweist sich als etwas schwieriger als erwartet, da ich beide Beine brauche um den Gang durchzudrücken, ich hingegen nur ein Bein voll belasten kann, während ich versuche, dass auch der andere Schuh im Klickpedal einrastet. Auf der Testfahrt am nächsten Tag und der Alpentour suche ich mir deshalb immer ein flaches Stück zum Anhalten oder Fahren, zum Einklicken ein paar Meter den Berg wieder hinunter...
Nach etwa einer einstündigen Irrfahrt erreiche ich schliesslich mein Ziel mit einem Platten. Nachdem der Schlauch gewechselt ist, gibt es noch Nudeln und dann sollte ich eigentlich mal schlafen gehen. So schnell geht das aber nicht. Erst gegen zwei Uhr finde ich schliesslich den Weg ins Bett.





Um 4:30 Uhr holt mich dann mein Wecker wieder aus der Welt der Träume. Ich stecke schnell noch eine grosse Flasche Cola in meinen Rucksack und los gehts! Zum Wachwerden ist es gut, dass es die ersten Kilometer immer runter gehen bis zur Grenze zu Österreich. Mit der Norbertshöhe geht es vor Nauders zwar ein bisschen hoch, dann kommt auch schon der Reschenpass. Dieser ist von Norden her aber auch kein Hindernis.







Nachdem der Reschenpass überwunden ist geht es hinunter nach Italien. Die vor wenigen Stunden verzehrten Nudeln sind nun langsam verdaut und ich kriege langsam Hunger. Am Pfingstmontag einen offenen Laden zu finden ist aber nicht gerade das einfachste. Ausserdem brauche ich auch erst mal ein paar Euros. 




In Prad am Stilfser Joch finde ich schliesslich einen Bankautomaten und eine Bar zum Frühstück. Frisch gestärkt geht es dann los auf das 2758 Meter hohe Stilfser Joch.
Die ersten Kilometer sind noch nicht besonders steil und so gelingt es mir ein paar Rennradfahrer zu überholen. Dann wird es steiler - noch 47 Kehren bis zur Passhöhe. Ich fahre eine Kurve nach der anderen, ab und zu gibt es eine kleine Pause....
 



















Schliesslich, Stunden später, bin ich dann endlich oben angekommen. Nach einer kurzen Pause geht es hinunter über den Umbrailpass zum Ofenpass.
Die Abfahrt ist mir etwas in schlechter Erinnerung. Das letzte mal bin nämlich in eine der Kurven gestürzt und musste mit dem Bus heimfahren. Auch diesmal nervt mich diese Abfahrt, dass liegt aber diesmal an der starren Nabe die mich dazu zwingt immer mitzutreten...









Unten angekommen geht es direkt hoch zum Ofenpass. Leider habe ich auf dem Stilfser Joch auf eine Bratwurst verzichtet und verhungere bereits auf den ersten Kilometern fast und zu trinken hab ich auch nichts mehr. Zum Glück finde ich schon bald einen Brunnen. Jedenfalls habe ich jetzt ein Problem weniger.
Die Fahrt auf den Ofenpass wird durch viele, Erschöpfung bedingte Pausen unterbrochen. Auf der Passhöhe gibt es dann als Rettung etwas zu Essen und so schaffe ich es ohne vom Rad zu fallen nach Zernez. Mittlerweile sind nach Regen aussehende Wolken aufgezogen und ich trete die Heimfahrt mit dem Zug an.








Die 145 Km lange Testfahrt mit 3900 Höhenmetern ist überstanden. Die wichtigste Erkenntnis des Tages: Ich brauche eine kleinere Übersetzung und einen Freilauf, dann müsste eine Alpentour zu schaffen sein. Mein Rad wird deshalb ein paar Tage später zu dem Mechaniker meines Vertrauens gebracht. Bei Crash Cycles in Bern gibt es dann für mein Schätzchen ein Kettenblatt mit 42 Zähnen vorne und ein starres Ritzel mit 18 Zähnen, sowie einen Freilauf mit 16 Zähnen hinten... Von meinem alten Rennrad gibt es dann noch vorne und hinten ein paar Anständige Ultegra Bremsen. Diese verzögern deutlich besser als das bisher verbaute namenlose Produkt. Jetzt brauche ich nur noch Semesterferien um wieder auf grosse Tour zu gehen...