2. Etappe: Flüelapass, Ofenpass
18.06.2012 - 130 Km, 3100 Hm. Bereits
um 5 Uhr bin ich wach. Ungefähr 50 Meter von mir entfernt entdecke
ich zwei Rehe, als ich anfange mein Zeug zusammenzupacken werden sie
leider auf mich aufmerksam und rennen davon. Ohne Frühstück geht es
los. Bei der nächsten Tankstelle wird eingekauft und kurz etwas
gegessen. Irgendein Scherzkeks hat die Hauptstrasse aus Langeweile
mit Radfahren verboten Schildern zugepflastert und ich muss auf den
Radweg ausweichen. Das ist natürlich toll, ich mag ja extra steile
Steigungen an denen ich schieben kann. Besonders schnell bin ich
nicht unterwegs, aber um 7:30 Uhr bin ich am Bahnhof Klosters Platz
und frühstücke gemütlich, anschliessend gehe ich wieder etwas
einkaufen und dann geht es den Wolfgangpass hoch Richtung Davos.
Die
42 zu 16 Übersetzung ist so früh am Morgen etwas zu schwer für
mich, aber für das kurze Stück will ich nicht mein Hinterrad
umdrehen. Mit für meinen Geschmack zu vielen Pausen schaffe ich es
dann doch noch nach Davos und mache mich in Richtung Flüelapass.
Bevor
es hochgeht gönne ich mir aber noch ein zweites Frühstück.
Genau genommen das dritte des Tages... Dann kann es weiter gehen. Die
ersten Kilometer liegen mir ziemlich und ich kann mal wieder etwas
Tempo machen. Dann wird es wieder steiler und ich muss leider
feststellen, dass ich nicht so viel Kraft habe wie ich es mir
wünsche. Alle paar hundert Meter lege ich eine Pause ein... Darunter
auch eine etwas längere in der ich zu Mittag esse. Aufgrund der
Tageszeit will ich nicht mehr von einem vierten Frühstück sprechen,
auch wenn mir als Mittagessen ein Schnitzel mit Pommes lieber wäre
als Brot.
Wie
immer erreiche ich schliesslich die Passhöhe. Schnell werden Fotos
gemacht die Jacke angezogen und schon bin ich auf dem Weg nach
Zernez.
Kaum
dort angekommen ist die Luft beim vorderen und bei meinem hinteren Reifen
draussen. Als Zeitvertreib für die Mittagspause steht somit
Schlauchwechseln auf dem Programm. Die Zwangspause passt mir gerade
ziemlich gut in den Kram, ein bisschen Erholung tut auch mir gut. Ich
trödle also etwas herum, lade mein Handy auf und bekomme einen Anruf
von meinen Eltern, die auch gerade in der Gegend sind. Wir
vereinbaren ein kleines Treffen auf dem Ofenpass.
Weil
ich dauerhungrig bin, gehe ich auch in Zernez nochmal einkaufen. Weil
Cervelats gerade günstig sind nehme ich gleich 10 Stück. Wurst mit
Senf ist vielleicht kulinarisch nicht sehr hochstehend aber
unglaublich praktisch um schnell etwas zu essen. Für den Nachmittag
und Abend ist sssens technisch also vorgesorgt.
Obwohl
ich jetzt mit einer 42 zu 18 Übersetzung fahre ist die
Zwischensteigung vor der Abzweigung nach Livigno und die letzten
Kilometer des Ofenpasses eine Qual. Der Ofenpass ist für mich
eigenartigerweise jedes mal der schwerste Pass. Dass liegt wohl
daran, dass ich ihn immer als letzten Pass des Tages fahre, wenn ich
keine Lust mehr auf Radfahren habe...
Mithilfe
viel zu vieler Pausen schaffe ich es schliesslich doch noch und
trinke gemütlich mit meinen mittlerweile eingetroffenen Eltern einen
Kaffee. Für die Abfahrt muss das Hinterrad wieder umgedreht werden,
damit ich einen Freilauf habe. Eigentlich würde jetzt noch das
Stilfser Joch über den Umbrailpass auf dem Programm stehen,
angesichts der tollen Abfahrt nach Italien ändere ich aber mal
wieder meinen Plan. Es ist schon Abend und bis in die Nacht hinein
will ich auch nicht auf dem Rad sitzen.
Bei
Einbruch der Dunkelheit finde bei Prad am Stilfser Joch in einem
Wäldchen nach einer längeren Suche einen geeigneten Schlafplatz.
Die Suche ging deshalb etwas länger, weil jeder der gefundenen
Plätze mir aus irgendeinem Grund nicht so richtig gefiel. Den
dunklen Wolken am Horizont schenkte ich nicht viel Beachtung. Nachdem
ich bereits schlief, fing es dann aber auch bei mir an zu Regnen. So
schnell es ging holte ich meinen Biwaksack hervor verkroch mich darin
so tief es ging. Den Rest der Nacht schlief ich dann nicht mehr
besonders gut...

