9. Etappe: Plöckenpass
25.06.2012 - 65 Km, 1510 Hm. Die
Nacht war nicht so erholsam wie erwünscht und entschliesse mich dazu
etwas auszuschlafen. Erst gegen 10 Uhr als es langsam anfängt zu
tröpfeln packe ich meine Sachen und mache im nächsten Supermarkt
einen Grosseinkauf. Weil ich beim Radfahren sehr gerne Erdinger
Alkoholfrei trinke und dieses Getränk ausnahmsweise im Sortiment des
Supermarkts ist, wird aus meinem Rad ein
(alkoholfreier) Biertransporter. Während ich gemütlich frühstücke
mache ich die sensationelle Entdeckung, dass horizontale Ausfallenden
sich wunderbar als Flaschenöffner eignen. Ein eindeutiger Vorteil
gegenüber gewöhnlichen Rennrädern, der die Möglichkeit immer im
richtigen Gang zu fahren ganz klar ausgleicht. Fazit: Mein Fahrrad
ist einfach genial!!! Nach dieser Erkenntnis mache ich mich auf den Weg
Richtung Grossglockner Hochalpenstrasse. Doch schon auf den ersten
Kilometern merke ich, dass es heute keinen Spass macht.
Vielleicht
ist eine Gangschaltung einem Flaschenöffner doch überlegen? Weil
ich diese Frage nicht beantworten möchte mache ich kehrt und
verzichte auf den Abstecher nach Salzburg. Stattdessen folge ich dem
Tal, esse in einem hübschen Restaurant zu Mittag und mache, dass ich
den Plöckenpass hochkomme. Die Fahrt zur Passhöhe wird zu einem
Rennen mit einer mich verfolgenden Regenfront. Auf dem Weg hole ich
eine Gruppe Mountainbiker ein mit denen ich oben, als der Regen mich
schliesslich doch eingeholt hat, über den Sinn und Unsinn einer
Gangschaltung diskutiere. Da manche von ihnen fast mehr gelitten
haben als ich und ich sie schliesslich eingeholt bzw. wenn ich auf
eine Flasche Erdinger Alkoholfrei verzichtet sogar überholt hätte,
gelingt es ihnen nicht so recht mich von ihren Bikes zu überzeugen.
Nachdem es aufgehört hat zu regnen und ich mein Hinterrad gedreht
habe verlasse ich den dem Zerfall überlassenen Grenzposten und fahre
hinunter ins schöne, aber heute neblige Italien.
Schliesslich
holt mich die Regenfront doch mit ihrer ganzen Wucht ein und ich
warte etwa eine halbe Stunde unter dem Vordach einer zu einer
Kiesgrube gehörenden Wage für Lkws. Dann kommt die Sonne wieder zum
Vorschein und es kann weitergehen.
In
einem kleinen Dorf namens Cercivento nehme ich mir, obwohl der Abend
noch jung ist ein Zimmer. Ausruhen kann auf einer Radtour nie
schaden... Das Ehepaar, das die Herberge führt, kann kein Englisch.
Das wäre an sich kein Problem, sie rufen aber trotzdem ihren Sohn
herbei damit alles meinen Wünschen entspricht. Ich bin richtig
erstaunt mit wie viel Liebe sie ihre Herberge führen. Das ganze Haus
ist wunderschön eingerichtet, das einzige was mir fehlt ist WLAN,
aber ich komme auch ohne aus. Mir wird noch empfohlen unbedingt auf
den Monte Zoncolan zu fahren, der mit bis zu 22% Steigung eine
ziemliche Herausforderung gewesen wäre. Zumindest wenn ich versucht
hätte ohne schieben hochzukommen. Das Gepäck hätte ich ja irgendwo
abladen können und auf dem Rückweg wieder mitnehmen. Im Nachhinein
bereue ich es nicht auf diesen Berg gefahren zu sein, doch war es mir
wichtiger irgendwann wieder nach Hause zu kommen.

